Gelegentlich stellen mir Manager, die ich treffe, folgende Frage: „Wie kann ich Manager sein und gleichzeitig meine Angestellten coachen? Mal soll ich führen und im nächsten Moment unterstützen und Verständnis zeigen. Das ist doch für alle verwirrend.”

Natürlich muss man die Balance halten und wenn man als Manager glaubt, dass es nur „entweder oder“ sein kann, dann behaupte ich, dass man sich in einer Notlage befindet. Man führt seine Angestellten ja nicht konstant vom ersten Moment an, in dem man das Büro betritt, nicht wahr?

Ebenfalls häufig zu hören ist: “Ich kann mir ja nicht für jede einzelne Person immer so viel Zeit nehmen!” Natürlich nicht. Man kann jedoch das Coaching als Teil seiner Management-Rolle aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten.

Coaching als Mikro-Intervention

Anstatt Coaching (nur) als eine bestimmte Art der Konversation zu betrachten, könnte man es eher als eine tägliche Interventionsmethode sehen. In kleinem Masse also, z.B. indem man einen Angestellten fragt: „Wie geht´s“ oder „Wie war denn die Reaktion auf die E-Mail, die Sie verschickt haben?“ Durch die Antworten auf solche Fragen erhält man als Manager ein Gefühl dafür, in welcher Situation sich der Mitarbeiter befindet und es wird einem bewusst, welche Wirkung ein gewisser Arbeitsschritt in einem bestimmten Kontext hatte.

Das kann man jedoch besser machen, direkter und gleichzeitig kurz und bündig. Werfen wir erstmal einen Blick darauf, welche Bereiche ein Manager üblicherweise abdeckt.

Instruieren

Als Manager muss man dafür sorgen, dass die Regeln und Ziele des Unternehmens von den Mitarbeitenden verstanden, befolgt und ausgeführt werden. Man ist auch dafür verantwortlich, dass die Mitarbeiter ihre Aufgaben verstehen und erfüllen.

In Diskussionen über die Art und Weise, wie man Ziele erreicht gibt es zwar etwas Spielraum, aber im Grossen und Ganzen entscheidet der Manager darüber was möglich ist und was nicht.

Betreuen

Eine beratende Rolle zu haben bedeutet, dass der Manager seinen Mitarbeitern hilft, indem er sich auf seine eigenen Erfahrungen stützt. Das kann bei einer konkreten Aufgabe sein, in der er weiss „wenn man Dies und Das tut, wird Jenes passieren.“ In diesem Fall macht er Vorschläge, die auf eigene Erfahrungen und Kenntnisse basieren. Wenn nötig, kann er auch sein Netzwerk heranziehen.

Unterstützen

Die meisten Manager halten es für logisch hier das Coaching anzusiedeln. Der Manager muss dafür sorgen, dass sich seine Mitarbeiter entwickeln und in ihrem Job erfolgreich sind. Eine Coaching-artige Unterhaltung mit offenen Fragen kann den Mitarbeitern helfen darüber klar zu werden, was Arbeitszufriedenheit für sie bedeutet und wie sie ihre Funktionen am besten erfüllen möchten.

 

Aber wie sieht es aus, wenn das Coaching in alle drei Bereiche passt? Hier kommen die Mikro-Interventionen ins Spiel.

Wie bereits erwähnt, schlage ich vor Coaching als kleine Fragen hier und da zu verstehen, statt als komplettes Gespräch mit Anfang und Ende.

Diese kleinen Fragen haben folgende Zwecke:

  • Die Entwicklung einer Person und ihrer Fachkenntnisse unterstützen.
  • Bewusstsein und Klarheit über die Ziele herstellen.
  • Sicher stellen, dass die Aufgaben des Mitarbeiters nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für den Mitarbeiter selbst Sinn machen.

Management im Hier und Jetzt

Wenn Sie neugierig sind (wovon ich ausgehe, da Sie sonst nicht so weit gelesen hätten) und eine Mikro-Intervention ausprobieren möchten, gebe ich Ihnen nun drei Vorschläge – und ich bin mir sicher, dass Sie teilweise so was schon tun, ohne sich dessen vielleicht bewusst zu sein.

Mikro Intervention 1

a) Wie weit sind wir, was ist uns bereits klar und worauf können wir aufbauen?

Stellen Sie Fragen darüber, was bereits funktioniert. Hören Sie sich an, was bereits getan wurde und finden Sie dann – in Zusammenarbeit mit Ihrem Gesprächspartner – die Verbindung zu dem, worauf man aufbauen kann.

Es ist menschlich nicht das große Ganze sehen zu können, also ist dies ein Punkt, wo Ihr Überblick gefragt ist. Und das ist nichts Anderes, als Ihre Fähigkeit, Fragen zu stellen, die nötige Klarheit zu schaffen und den Anderen dann Platz zu machen.

B) Was haben wir bisher – in anderen Situationen – getan, das uns geholfen hat?

Fragen Sie nach den Erfahrungen, die bereits gemacht wurden und seien Sie neugierig darauf, was dabei herauskommt. Sehr oft können auch gute Erfahrungen aus anderen Bereichen hilfreich sein.

Und wer könnte sich besser auskennen als die Mitarbeiter, die sich um diese Aufgaben kümmern? Schließlich sind sie es, die die Arbeit vollbringen werden.

Achten Sie darauf, dass Ihr Fachwissen die Mitarbeiter nicht blockiert ihr eigenes Expertentum einzusetzen.

Mikro Intervention 2

Fragen Sie zweimal nach bevor Sie etwas sagen.

Wenn Sie Vorschläge machen und beraten wollen, dann stellen Sie erstmal Fragen – und dann fragen Sie noch einmal. Das gibt nicht nur Ihnen einen besseren Überblick darüber, was andere denken, sondern auch den anderen die Chance sich besser über sich selbst und ihre Aufgaben klar zu werden.

Spielt es eine Rolle welche Art von Fragen Sie stellen? Natürlich! Fokussieren Sie darauf, was bereits bedacht wurde. Unter gleichen Bedingungen bekommen Sie ein Gefühl dafür, ob die nötigen Ressourcen und Kompetenzen vorhanden sind, um die Aufgabe zu lösen. Wenn ja, wie können Sie diese weiter fördern? Wenn nicht, welche Hilfe wird dann von aussen benötigt?

Mikro Intervention 3

Was noch?

Wenn Sie sich mit einem Mitarbeiter oder einem Team unterhalten, gibt es eine perfekte Frage für eine Mikro-Intervention: „Was noch?“

Sollten andere Wünsche oder Bedürfnisse geäussert werden, dann vermeiden Sie es, gleich in den Lösungs-Modus zu schalten. Stellen Sie erstmal sicher, dass Sie so viele Details wie möglich einzuholen.

Es beeindruckt mich immer wieder, wie viel eine Person oder ein Team als Antwort auf so eine einfache Frage zusätzlich? und oft auch Neues hervorbringen kann. Was wurde noch versucht? Worüber haben sie noch nachgedacht? Was noch ist ihnen bereits klar? Was noch ist ihrer Meinung nach ein wichtiger nächster Schritt?

Den Fokus setzen

Wie Sie sicher bereits festgestellt haben, sind die Ziele der Interventionen existierende Ressourcen zu erkennen und ein Bewusstsein für die möglichen nächsten Schritte zu schaffen. Diese Interventionen fokussieren gezielt nicht auf die Gründe warum etwas nicht funktioniert und das mit gutem Grund. Abhängig vom Geschäftsbereich den Sie managen, kann es eine Frage sein, ob es sich überhaupt lohnt Zeit damit zu verbringen Fehler akribisch zu untersuchen.

Probieren Sie diese drei Mikro-Interventionen und beobachten Sie, welchen Unterschied Sie machen. Aber seien Sie gefasst darauf, dass Sie grossartige Ressourcen enthüllen könnten, die Sie vorher nicht gesehen hatten!